Motorradtour Thüringer Wald – „Über allen Gipfeln ist Ruh“
Er muss es schließlich wissen. Denn unser großer Dichter Johann Wolfgang von Goethe war ein weit gereister Mensch. Wenn ein solcher Mann von Welt ein deutsches Mittelgebirge als eine seiner Lieblingslandschaften auserkoren hat, dann muss da schon etwas dran sein. So im Falle des Thüringer Waldes. Wenn wir also auf einer Motorradtour im Thüringer Wald unterwegs sind, begleitet uns Goethe stets im Geiste.
Im Jahr 1775 folgte Goethe dem Ruf von Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an den Weimarer Hof. Dort wurde er zum Bergbauminister ernannt und schloss mit dem acht Jahre jüngeren Herzog Freundschaft. Und verliebte sich in den Thüringer Wald. Immer wieder flüchtete er aus der Enge der Stadt in die wilde Natur des Thüringer Waldes. Auf einem dieser Ausflüge rastete er in einer Schutzhütte auf dem Kickelhahn, dem Hausberg des Städtchens Ilmenau. Dabei entstand im September 1780 eines seiner berühmtesten Gedichte, „Wandrers Nachtlied“. Angeblich schrieb er es auf die Holzwand der Hütte. Es geht folgendermaßen:
„Über allen Gipfeln ist Ruh,‘
In allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch.
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
ruhest du auch.“
Wer das Gedicht im Original sehen möchte, steuert auf seiner Motorradtour durch den Thüringer Wald den Kickelhahn bei Ilmenau an. Dort wurde die alte Schutzhütte nach einem Brand wieder aufgebaut und die berühmten Gedichtzeilen in 16 Sprachen verewigt.
Über 20-mal hielt sich Goethe in Ilmenau auf. In den umliegenden Wäldern wanderte er umher, betrieb naturwissenschaftliche Studien und verewigte den Marktplatz Ilmenaus und die Hügel und Wälder des Thüringer Waldes in zahlreichen Gedichten. Das Wandern in der Thüringer Landschaft inspirierte den Dichter und war eine Quelle seiner Freiheit und Schöpfungskraft. Sogar einige Monate vor seinem Tod erklomm er im Alter von 82 Jahren noch einmal den Kickelhahn. Unser Tipp: Naht auf einer Motorradtour im Thüringer Wald der Sonnenuntergang, sollte man kurz anhalten und die Stimmung auf sich wirken lassen. Wenn die Sonne hinter den Gipfeln versinkt und das Grün der Nadelbäume im Abendlicht schimmert, dann kann man die Melancholie aus Goethes Gedicht spüren.
Motorradtour Thüringer Wald – Kurven ohne Ende
Eigentlich ist der Thüringer Wald das rund 70 Kilometer lange und zirka 20 Kilometer breite Kammgebirge zwischen Eisenach im Nordwesten und Ilmenau im Südosten. Jedoch wird das weiter südöstlich angrenzende Thüringer Schiefergebirge bis zur Saale meist noch mit zum Thüringer Wald gezählt. Und so kommt unter dem Strich ein von zahlreichen Flusstälern durchzogenes Mittelgebirge heraus, dessen Höhen fast die 1.000-Meter-Grenze kratzen und beinahe unendlich viele erlebnisreiche Motorradkilometer liefern. Insgesamt existieren 12 Passstraßen. Immer wieder erklimmen wir bei einer Motorradtour im Thüringer Wald die Höhenlagen und stürzen uns anschließend tief in die Täler hinab. Inselsberg, Schneekopf, Großer Beerberg heißend die Namen der Gipfel, die dem schräglagensüchtigen Motorradfahrer das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Flott geht es auch in den Tälern der Flüsse Schwarza und Katze zu oder auf den Bergstrecken rund um Trusetal, Kleinschmalkalden, Tabarz und Bad Liebenstein.
Motorradtour Thüringer Wald – Skispringer und Büchsenmacher
Ein Muss auf jeder Motorradtour im Thüringer Wald ist ein Abstecher nach Oberhof. An einer antiken Passstraße südlich von Suhl gelegen, gilt das Städtchen heute als Deutschlands wichtigstes und größtes Wintersportzentrum. Bereits im Jahr 1905 entstand hier eine kleine Skisprungschanze, 1925 wurde auf dem Wadeberg die erste richtige Großsprungschanze gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es mit Oberhof steil bergauf, als das Städtchen zum Wintersportzentrum der DDR erkoren wurde. Heute stellt Oberhof eine einzigartige Konzentration verschiedener Wintersportarten dar. So gibt es neben den Skisprungschanzen ein Biathlon-Stadion und eine Rennrodelbahn. Der Clou ist eine Skisporthalle, auf deren 1,9 Kilometer langem Rundkurs auch im Sommer Skilanglauf betrieben werden kann. In Oberhof sitzt auch die Sportfördergruppe der Bundeswehr, die dort ihre Skispringer, Kombinierer, Rennrodler, Langläufer und Biathleten trainiert.
Eine weitere Station auf jeder Motorradtour durch den Thüringer Wald heißt Suhl. Und zwar in erster Linie wegen der Simson-Werke. 1856 als Waffenfabrik gegründet, entwickelte sich Simson ab 1896 zu einem großen Hersteller von Fahrrädern. Später kamen Luxus-Automobile hinzu, und während und nach dem Ersten Weltkrieg verdiente Simson weiterhin viel Geld mit Waffen. 1936 erschienen die ersten Motorräder, nach Ende des Zweiten Weltkrieges stieg man voll in die Zweiradproduktion ein. Während Motorräder ausschließlich von MZ hergestellt wurden, konzentrierte man sich in Suhl auf Mopeds und Kleinkrafträder. Dabei entstanden legendäre Maschinen wie die Schwalbe oder die S 50. Nach der Wende konnte Simson auf dem Zweiradmarkt nie mehr richtig Fuß fassen und ging 2002 in Konkurs.
An die guten alten Zeiten erinnert heute das Fahrzeugmuseum Suhl. Es zeigt auf 1.100 Quadratmetern Ausstellungsfläche rund 250 Exemplare aus allen Bereichen des Fahrzeugbaus: Fahrräder, Mopeds, Motorräder und Autos. Speziell der Geschichte von Simson wird viel Platz gewidmet. Deshalb ist der Stopp am Museum ein Muss auf jeder Motorradtour im Thüringer Wald.
Seit im 16. Jahrhundert Nürnberger Büchsenmacher nach Suhl kamen, galt die Stadt als Waffenschmiede Europas. Berühmte Firmen wir Sauer, Remo und Merkel stellten hier vor allem Handwaffen her. Zu DDR-Zeiten fertigte das VEB Ernst Thälmann Jagdwaffen und Kalaschnikow-Maschinenpistolen.
Beim empfohlenen Stopp in Ilmenau während der Motorradtour Thüringer Wald treffen wir selbstverständlich überall auf Johann Wolfgang von Goethe. Der fröhliche Kurort mit seinem hübschen Zentrum richtete in den 1970er-Jahren einen Goethe-Wanderweg ein, der alle Wirkungsstätten des Dichters in der Ilmenauer Umgebung miteinander verbindet. Man könnte also auf einer Motorradtour durch den Thüringer Wald ruhig mal die Motorradstiefel gegen Wanderschuhe tauschen und einen Tag lang auf den Spuren des großen Dichters wandeln. Zu dessen Zeiten war Ilmenau ein beliebtes Ausflugsziel der Weimarer Prominenz und ein mondänes Kurbad.
Motorradtour Thüringer Wald – von BMW zu EMW
Ob Start oder Ziel einer Motorradtour durch den Thüringer Wald – Eisenach gehört zu den Pflichtstopps. Bekannt wurde Eisenach durch die oberhalb stehende Wartburg. Dort übersetzte im Herbst 1521 Martin Luther das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche. Doch lohnt sich in Eisenach nicht nur der Spaziergang zu Fuß hinauf zur Wartburg, sondern auch ein Bummel durch seine hübsche historische Innenstadt.
Die Verbindung zum Thema Motorrad lautet EMW. Unter diesem Kürzel produzierten die Eisenacher Motorenwerke als Nachfolger der ehemaligen BMW-Niederlassung Eisenach zu DDR-Zeiten weiterhin alte BMW-Modelle. Aus EMW wurde schließlich das Automobilwerk Eisenach AWE, das bis zur Wende 1989 den legendären Wartburg-Pkw baute. Heute führt Opel mit seinem Werk die automobile Tradition Eisenachs fort. Wer auf seiner Motorradtour im Thüringer Wald Lust auf alte Schätzchen hat, sollte das technische Museum Automobile Welt Eisenach besuchen. Es zeigt Autos und Motorräder aus 100 Jahren Eisenacher Fahrzeuggeschichte.
Motorradtour Thüringer Wald – gut für Herz und Lunge
Eine lange Tradition als Kur-, Bäder- und Ausflugsstadt besitzt Bad Liebenstein, ein weiterer Pflichthalt auf unserer Motorradtour durch den Thüringer Wald. Schon die Meininger Herzöge richteten in den kühlen Höhen des Thüringer Waldes ihre Sommerresidenz ein. Damit ist Bad Liebenstein nicht nur Thüringens ältestes Heilbad, sondern war zu DDR-Zeiten auch wichtigster Kurort für Herzkrankheiten. Bad Liebenstein verfügt über eine hohe Dichte von klassizistischen Bauten, was das Städtchen zu einem echten Juwel der Motorradtour Thüringer Wald macht. Wer hier bei Kaffee und Kuchen im Café-Stuhl lümmelt und den Blick über die umliegenden Berge schweifen lässt, der versteht, was den Thüringer Wald für Motorradfahrer so anziehend macht: die faszinierende Kombination aus Fahrvergnügen, Naturgenuss, Abgeschiedenheit und Gemütlichkeit.
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