Entscheidest Du Dich dazu, hinter Val Müstair Richtung Süden zum 2.501 Meter hohen Umbrailpass zu fahren, solltest Du vorher für ein reichhaltiges Frühstück sorgen. Weit über 100 enge Kurven und Kehren leiten Dich zur Grenze zwischen der Lombardei und dem Trentino-Südtirol und damit in Richtung der großen norditalienischen Bergseen; Lago di Garda, Lago d’Iseo und Lago di Como. Die Passstraße Richtung Süden endet mit Startpunkt in Zernez nach insgesamt 138 Kilometer in Bormio.

Biegst Du südlich des Umbrailpasses Richtung Osten zum Ortler ab, gelangst Du über den Passo dello Stelvio auf die mit zahllosen Kehren und Kurven gespickten Route zum sehenswerten Messner Mountain Museum. Mit 2.757 Höhenmetern ist der Pass am Stilfser Joch die höchste asphaltierte und für den Straßenverkehr freigegebene Hochgebirgsquerung in Italien. Übrigens: Die Gebirgsstraße zum Museum ist eine rund 30 Kilometer lange Einbahnstraße.

Die Gebirgsstraße zum Ofenpass in Überblick

Die Passstraße ist 31,3 Kilometer lang und durch die zumeist weiten Kurven und fast ohne Kehren leicht zu fahren. Wegen des milden Klimas ist die Route generell ganzjährig geöffnet und kostenfrei. Eigentliches Glanzlicht der Strecke sind die anschließenden Passstraßen, insbesondere der herausfordernde Umbrailpass, der schon reichlich fahrerisches Können verlangt.

Ofenpass – Verlängerung der Via Claudia Augusta nach Venedig

Vom Unterengadin ist die historische Via Claudia Augusta über den Reschenpass die Route, die seit jeher nach Venedig genutzt wurde. Der intensive Bergbau in der Region und das damit verbundene Schmelzen der Erze hat dem Ofenpass seinen Namen verliehen.

Wie archäologische Funde zeigen, wurde der Ofenpass aber bereits in prähistorischen Zeiten genutzt. Durch seine strategische Lage wurde er zeitweise auch politisch interessant, was um das Jahr 800 der Grund zur Errichtung des Klosters Müstair war. Die ersten einfachen Herbergen wurden um 1490 am Ofenpass eröffnet. Dass der Verkehr auf der Passstraße bedeutend war, zeigt die erste Verkehrsverordnung zur Nutzung des Ofenpasses, die 1544 erlassen wurde.

Bis 1864 verkehrten auf der Gebirgsstraße vorzugsweise zweirädrige Karren, berittene Reisende und Fußvolk. Mit der Befestigung der Straße wurde ab 1864 zur Beförderung von Reisenden ein Postfahrplan etabliert, wobei nur besonders schmale Postkutschen eingesetzt wurden. Als die Passstraße 1870 militärisch bedeutsam wurde, erfolgte der Ausbau des Ofenpasses. Die ersten Postautos fuhren 1922, ab 1934 auch ganzjährig. 1906 wurde der Plan für eine Eisenbahnstrecke gefasst, Das Vorhaben wurde nie realisiert, weil durch den Ersten Weltkrieg die finanziellen Mittel fehlten.

Straßenverlauf zum Ofenpass

Für gewöhnlich reist Du über Davos an, was Dir die Möglichkeit eröffnet, Deine Maschine auf den Zug zu verladen und den rund 20 Kilometer langen Vereina-Tunnel zu nutzen. Aber welcher Biker macht das schon, wenn er den Flüelapass auf 2.383 passieren kann, um nach rund 35 Kilometern nach Zernez zu gelangen. Ab hier hört die Landstraße 28 auf den Namen Scheschna und folgt weitgehend den Ufern der Spöl. Der Ofenpass verläuft permanent Richtung Osten, wo er am 3.385 Meter messenden Munt la Schera in den Schweizerischen Nationalpark eintritt. Bei Kilometer 25 erreichst Du den Ofenpass und ein Stück weiter das Skigebiet Minschuns. Ab hier geht es langsam talwärts nach Val Müstair.

Highlights entlang der Bergstraße zum Ofenpass

Nach nur 5 Kilometern erwartet Dich auf Deiner linken Seite das erstklassige Restaurant Ova Spin, während Dich auf der rechten Straßenseite der malerische Bergsee Lai dad Ova Spin mit seinem Wasserkraftwerk zu einer kleinen Rast einlädt. Nach etwa 11 Fahrkilometern stößt Du auf den Tunnel Passagio di confine La Drossa, der zugleich als Grenzübergang nach Italien dient. Kaum hast Du die Grenze zum Schweizerischen Nationalpark passiert, bietet sich Hotel Parc Naziunal Il Fuorn für eine Pause an. Oder Du fährst weiter bis zum Berggasthaus Buffalora bei Kilometer 19. Es ist ratsam, immer bis Santa Maria im Münstertal durchfahren, denn dieser kleine Bergort ist mit seiner idyllischen Lage und dem historischen Zentrum einfach sehenswert.

Aussichtspunkte & Sehenswertes auf dem Weg zum Ofenpass

Ruhe und eine entspannende Atmosphäre empfangen Dich nach rund 5 Kilometern am Bergsee Lai dad Ova Spin. Der ist zwar gut 3 Kilometer lang, misst aber maximal lediglich 200 Meter in der Breite. Im Abendrot über den Bergen sieht das Gewässer fast so aus, als würde sich eine Schlange ihren Weg durch die Bergwelt bahnen.

Ein verkehrstechnisches Kuriosum ist der Munt La Schera-Tunnel, auch als Drossa-Tunnel und Livigno-Tunnel bekannt. Nach etwa 11 Kilometern stößt Du auf die Tunneleinfahrt, die ihre Tücken hat. Sie ist für größere Fahrzeuge nicht geeignet. Außerdem ist der Tunnel einspurig, weshalb er nur im Wechsel alle 15 Minuten entweder von italienischer oder schweizerischer Seite durchfahren werden kann. Aber nicht immer – im Sommer ist samstags tagsüber nur die Nutzung von Italien aus möglich – warum auch immer.

Direkt hinter dem eigentlichen Pass auf 2.145 Höhenmetern lockt das schneesichere Skigebiet Minschuns teils bis in den Mai zum Skispaß in den Schweizer Alpen. 4 Liftanlagen sorgen für den reibungslosen Transport und es stehen gut 25 Pistenkilometer zur Verfügung. Die passende Wintersportausrüstung kannst Du neben der Seilbahnstation ausleihen.

FAQ

Was ist am Ofenpass zu beachten?

Du solltest mit Deinem Bike von Oktober bis April nicht nachts über den Fuorn Pass fahren, denn aufgrund der Höhenlage kommt es häufig zu Bodenfrost. Aber insgesamt liegt der Ofenpass in einer klimatisch überaus milden Region, in der zudem nur geringe Niederschläge verzeichnet werden. Das hat zur Folge, dass die Schneefallgrenze besonders hoch liegt. Deshalb kannst Du den Ofenpass für gewöhnlich zu jeder Jahreszeit befahren – auch mit Deinem Motorrad. Die Straße ist gut ausgebaut, aber es gibt fast nirgends einen befestigten Straßenrand. Auch Leitplanken fehlen fast vollständig, dafür sind die Fahrbahnränder mit Pylonen markiert. Ebenfalls dort, wo Mauern vor Steinschlag schützen, besitzt die Fahrbahn nur einen sehr schmalen, kaum 1 Meter breiten Randstreifen, was bei einer Panne oder einem erforderlichen Ausweichmanöver zu brenzligen Situationen führen kann.

Welche Rastplätze und Einkehrmöglichkeitengibt es an der Bergstraße zum Fuornpass?

Das Restaurant Ova Spin am gleichnamigen Bergsee ist die erste Raststelle, der bei Kilometer 10 ein großer Parkplatz auf der rechten Seite folgt. Es kommen mehrere kleinere Parkplätze an markanten Stellen auf der gesamten Strecke.

Mit Terrasse und Restaurant lockt das Hotel Parc Naziunal Il Fuorn an der Grenze zum Nationalpark.

Bei Kilometer 19 bietet das Berggasthaus Buffalora Spezialitäten aus Italien und der Schweiz, die auch auf der Terrasse serviert werden.

Bei Kilometer 21 kannst Du am Hotel-Restaurant Süsom Givè eine Rast einlegen, direkt am 2.145 Meter hoch gelegenen Ofenpass. Nach der Passüberquerung erwartet Dich am Wintersportgebiet die Bar Sur Vial Tschierv Après Ski Minschuns Val Müstair.

Gibt es Webcams am Ofenpass?

• Direkt am Ofenpass ist eine Webcam installiert, die Bilder über diesen Link liefert.
• Außerdem kannst Du Bilder aus dem Münstertal abrufen.
• Zusätzlich gibt es eine Webcam in St. Maria im Münstertal.